Montag, 26. April 2010

Wie die Zeit vergeht

Wie ihr alle wisst gehöre ich tendenziell eher zum hippoaktiven Menschenschlag. Ihr dürft mir also glauben, dass ich selbst ein wenig erstaunt darüber bin, was ich alles so mache, seit ich in Japan bin. Ihr seid vermutlich weniger erstaunt, da ihr nichts von all diesen Dingen wisst, wie auch, der Hippoaktivismus wirft sich auf mich sobald ich den Laptop starte, weshalb ich ihn manchmal nicht anschalte, ausser um Mails zu lesen, oder was auf Facebook zu machen, oder einen Film zu sehen, oder zu chatten und dann ist es plötzlich 3 Uhr morgens, es wird schon hell am Horizont und ich denke mir, dass ich auch morgen noch den Blog aktualisieren könnte... was ich nicht tue.
Aber jetzt!
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich seit 2 Monaten nun alleine wohne. Ein wunderbares Gefühl übrigens, das ich schon fast vergessen hatte. Irgendwie habe ich es inzwischen auch geschafft meine gesammte Habe (die, wie man sich erinnert, zuvor in ein drittel des Raumes gequetscht wurde) über den ganzen Raum zu verteilen, alle drei Schreibtische sind nach Themen belegt (Sachen die hübsch sind, sich gut Stapeln lassen und nie benutzt werden; Sachen die ich öfter mal benutze und umräume oder die ich grad nirgends sonst hintun will; Sachen die zum Schreiben und Basteln benötigt werden) und auch alle drei Schränke werden benutzt. Nur die Küche sieht ein bisschen öde aus, weil auf magische Weise mit den beiden Mitbewohnern auch zwei Drittel des Geschirrs verschwunden sind. Zurückgelassen wurden nur die Dinge, die ich dann auch nicht mehr wollte... angeschimmelte Miso-paste, muffige Erdnussbrösel und verdächtig aussehende Dosen und Tuben, die mit seltsamen Zeichen beschriftet waren... vermutlich Betunamugo oder kankokugo, die zwei unangenehmsten Sprachen der Welt. Obwohl Koreanisch wenigsten geschrieben was hermacht. Klingt nur halt doof.
Jedenfalls gehört das jetzt alles mir, auch der Schimmel. Der wurde vom International Office inspiziert und für eklig befunden. Die geniale Lösung:
Putzen Sie das mal mit Schimmelex richtig und lüften Sie immer gut.

Ach. Wat ne Idee. Gut, dass ich was gesagt hab. Also neuer Schimmelex gekauft (300Yen) und.... noch nicht gemacht, weil dafür müsste ich mal nen ganzen Tag aufwenden, alle Fenster auf, alles durchputzen und anschliessend an chronischem Asthma sterben. Das letzte lass ich wohl aus.
Hier ein Bild wie es aussah bevor ich das erste Mal bisschen geputzt habe.

Schick, oder?Der wurde auch so langsam richtig pelzig. Na ja, das meisste hab ich weggemacht, es bleibt noch der Schimmel im Bad, an der Tür, hinterm Bett und an den Wänden vom Klo.
So viel zu meiner aktuellen Wohnsituation, die aber eigentlich gar nicht so schlimm ist. Oder ich habe mit nur sehr stark angewöhnt einfach zu lächeln, zu nicken und dann irgendwie selbst damit klar zu kommen. Schein ist alles.
Nun aber zu den guten Dingen des Lebens: Es wird Sommer! Alles blüht und grünt und es ist warm. Ich wurde nun schon mehrfach gewarnt dass im Juni die Regenzeit kommt, das bedeutet, dass Schwitzen natlos in Regen übergeht und dass man sich eigentlich nicht aus der Dusche bewegen will, weil allein schon die 5 Schritte ins Zimmer jeglichen kühlenden Effekt zunichte machen... aber das tangiert mich gerade eher peripher, es ist schön draussen und ich habe es heute geschafft die 30 Minuten Monsterbergweg zur Uni in nur 15 Minuten zu laufen. Aber mal sehen ob sich das hält.
heute war übrigens Montag, das heisst ich habe Seminar. Zusätzlich durfte ich aber schon 2 Stunden vorher zu einem gaidansu für die Erstsemester antanzen, damit sie sich von Martin, mir und Q (die heisst nicht wirklich so, aber Chinesisch ist nicht gerade die einfachste Sprache der Welt, deshalb nennt sie sich Q bzw. Kyu) erst auf unserer Muttersprache und dann auf Japanisch anhören durften wer wir sind und warum wir nach Japan gekommen sind. Hier noch mal zur Erklärung: Q ist Chinesin und wie ich seit September hier. Sie wohnt neben mir und spricht sehr laut. Martin ist der neue Australier aus Wollongong (das spricht man nicht wie es sich schreibt), ein Grammatik-Freak und überhaupt das Zentrum des Universums, aber eigentlich nett und recht witzig, ausser man hört zu laut Musik oder ist nach 11 Uhr noch wach, so wie sein Mitbewohner Fabian, ebenfalls neu hier und ausserdem aus Halle. Wir komme alle ziemlich gut klar, meine letzten 4 Monate in Japan werden also hoffentlich ganz lustig. Jetzt ist es halb eins, ich werde mal ins Bett fallen.
Liebe Grüsse an alle, Hannah